Vor drei Jahren habe ich mich das erste Mal entschlossen, am Musikfestival “Rock am Ring” teilzunehmen. Eine besondere Erfahrung, die Lust auf mehr gemacht hat. Leider wurden in den folgenden Jahren Veranstaltungen aufgrund der Corona Pandemie auf ein Minimum reduziert. Doch 2022 ging es wieder los und Konzerte und Festivals können nun wieder im normalen Rahmen stattfinden. Nach 2019 folgte also meine zweite Teilnahme bei “Rock am Ring”. Dies möchte ich zum Anlass nehmen, um über die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer dort zu berichten.
Anreise & Camping
Als Rollstuhlfahrer mit dem Merkzeichen “B” im Schwerbehindertenausweis hat man die Möglichkeit über die Tickethotline ein kostenloses Ticket für eine Begleitperson zu buchen. Dies gilt für die Teilnahme am Festival, sowie die Unterbringung auf dem Campingplatz. Bei meiner ersten Teilnahme haben wir uns für eine Übernachtung auf dem dortigen Campingplatz entschieden. Es gibt einen eigens ausgewiesenen Campingplatz für Rollstuhlfahrer, der sich in besonderer Nähe zum Eingang des Festivalgeländes befindet. Die Anreise gestaltet sich als unkompliziert, da überall Ordner stehen, die einen zum richtigen Parkplatz lotsen. Leider mussten wir 2019 und dieses Jahr feststellen, dass der Campingplatz mit grobem Schotter belegt war, sodass ein Befestigen der Zelte kaum möglich war und auch die Fahrt mit dem Rollstuhl erschwert wurde. Auf dem Campingplatz waren rollstuhlgerechte sanitäre Anlagen wie Toilette und Dusche vorhanden. Der notwendige Schlüssel war jedoch nicht stufenlos erreichbar. Somit war eine selbständige Nutzung ohne Hilfe nicht möglich. Hier hätte man mit Sicherheit eine andere Lösung finden können.
Das Festival
Das komplette Festivalgelände ist barrierefrei zugänglich und mit einem Rollstuhl befahrbar. Es sind lediglich einige Steigungen zu bewältigen. Auf dem Gelände ist die Mitnahme von eigenen Speisen und Getränken untersagt und wird am Eingang kontrolliert. Da die vor Ort ausgegebenen Getränke lediglich in Plastikbechern mit Pfand ausgegeben werden, hatte ich zu keinem Zeitpunkt Sorge vor Glassplittern, die die Reifen beschädigen könnten. Es gibt drei Bühnen, wobei wir uns lediglich an der Hauptbühne aufhielten. Hier hat man als Rollstuhlfahrer die Möglichkeit mit einem Lastenaufzug auf das Dach des Boxengeländes gefahren zu werden und ist somit direkt über den VIP-Tribünen. Von hier aus hat man einen sehr guten Blick und auch der Sound ist Bestens. Auf der Tribüne befindet sich ebenfalls ein Getränkestand, sowie mehrere Toiletten, wovon eine rollstuhlgerecht ist.
Alles in Allem ist die Barrierefreiheit bei “Rock am Ring” gut gedacht. Doch leider wird sie in Teilen schlecht umgesetzt. Besonders hervorzuheben ist der Campingplatz, der nach meiner Erfahrung ohne Hilfe mit dem Rollstuhl nur sehr schwer befahrbar ist. Auch organisatorisch kann noch Einiges verbessert werden, da es zum Beispiel häufig defekte Behindertentoiletten gab, die aufgrund mangelnder Zuständigkeiten nur spärlich repariert wurden. Aufgrund der insgesamt geringen Anzahl kann es da schon mal eng werden. In dem Punkt ist es jedoch wichtig, hartnäckig zu bleiben und die Probleme anzusprechen. Nur so können sie gelöst werden.
Am Ende überwiegt aber zum Glück einfach die Freude an der guten Musik und einem schönen Wochenende. Ich werde weiterhin regelmäßiger Gast des Festivals sein und freue mich bereits auf das nächste Jahr.