In den vergangenen Jahren hat sich neben Behindertenfeindlichkeit der Begriff „Ableismus“ durchgesetzt, um eine Diskriminierung von Menschen mit Behinderung zu beschreiben. Doch Ableismus geht noch weit über Behindertenfeindlichkeit hinaus.
Ableismus leitet sich aus dem Englischen ab. Der Begriff setzt sich zusammen aus „able“ (Englisch für fähig) und dem Suffix „ism“ (analog zu -ismus im Deutschen, wie beispielsweise in Rassismus oder Sexismus). Er wurde erstmals Anfang der 80er Jahre verwendet.
In einer ableistischen Welt werden Menschen in Kategorien eingeteilt und nach ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten beurteilt. Menschen mit Behinderung werden als abweichend von der Norm gesehen und demzufolge abgewertet. Dies muss nicht feindselig sein, sondern kann auch im Gewand vermeintlicher Fürsorge oder Freundlichkeit daherkommen. Grundsätzlich werden aber Hierarchien aufgebaut und es macht behinderte Menschen zu Objekten, über die mehr oder weniger verfügt werden kann, oder sogar verfügt werden muss.
Auch in unserem Alltag zeigen sich an vielen Stellen ableistische Strukturen. Zum Beispiel in der Bauplanung, wo ein barrierefreier Zugang zu Gebäuden oft nicht beachtet wird und Menschen mit Behinderung der Zugang somit konsequent verwehrt bleibt. Oder in der Arbeitswelt. Hier werden Menschen mit Behinderung nicht selten mit Vorurteilen betrachtet, wie zum Beispiel der Unterstellung höherer Fehlzeiten oder einer Minderleistung.
Im sozialen und kulturellen Leben finden wir ebenfalls verschiedene Formen von Ableismus. So werden Schauspielerinnen und Schauspieler mit Behinderung oft nur für Rollen eingesetzt, in denen die Behinderung und nicht die Person im Vordergrund steht. Und, wie das aktuelle Beispiel von Luke Mockridge oder vor kurzem auch Felix Lobrecht zeigt, scheinen es manche Menschen sogar witzig zu finden, jemanden aufgrund seiner Behinderung abzuwerten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit dem Begriff „Ableismus“ sichtbar gemacht wird, dass Menschen mit Behinderung nicht nur unter der Ablehnung einiger weniger feindseliger Menschen zu leiden haben. Vielmehr, dass sie einer strukturellen Diskriminierung ausgesetzt sind, die sie in allen Lebensbereichen abwertet, unsichtbar oder sprachlos macht.